Kinsarvik / Tyssedal

Kinsarvik


km 162

Kurz vor Kinsarvik gießt es in Strömen. Wir fahren dort einen kleinen und preiswerten Campingplatz an und suchen uns einen Stellplatz aus.

Der Regen soll uns aber nicht abhalten zu wandern. Wir trinken erst einmal Kaffee und siehe da, der Regen lässt auch schon wieder nach.

Vom Campingplatz aus gehen wir nur ein kurzes Stück und treffen auf ein Schild "Husedalen". Dieser Richtung soll man folgen. Leider übersehen wir, dass ein paar Meter weiter rechts ein kleiner, unscheinbarer Pfad von der Straße abgeht. Wir marschieren also weiter auf der Straße, wie es das Schild anzeigt. Es macht uns überhaupt keinen Spaß, auf dieser Landstraße zu laufen. Zudem geht es immer nur bergauf.
Irgendwann kommen wir an einem kleinen Hubschrauber-Flugplatz vorbei und dann erreichen wir ein Kraftwerk. Daneben ergießt sich der Tveitafossen.

Von hier aus gibt es einen Weg, der zu 3 weiteren Wasserfällen führt. Der Tveitafossen liegt auf 200m Höhe, der Søtefossen auf 400m, der Nykkjesøfossen auf 600m und der Nyastølfossen auf 900m.

Uns reicht dieser eine Wasserfall, zumal der Weg (eher ein steiler Trampelpfad) uns heute nicht verleiten kann, weiter zu gehen. Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust mehr zu gehen. Aber da ich hier kaum auf die nächste Straßenbahn hoffen kann, machen wir uns auf den Rückweg. Diesmal finden wir den Wanderpfad und genießen einen wunderschönen Spaziergang zurück.
Zurück am Campingplatz holen wir unsere Campingstühle raus. Da jetzt die Sonne scheint, können diese wieder trocknen.

Wenn Sie hier wandern möchten: 

Von Kinsarvik führt die Fv 108 ab Richtung Husedalen. Auf dieser Straße können Sie mit dem Auto bis zum Kraftwerk fahren. (1. Wasserfall). Die Wanderung zu den nächsten Wasserfällen ist zumindest am Anfang steil und Sie überwinden 700 Höhenmeter. 

Ein einfacher und schöner Spazierweg:
Ebenfalls auf die Fv 108 abbiegen Gleich links ist ein großer Parkplatz. Gegenüber des Parkplatzes führt ein Wanderweg zum 1. Wasserfall. Die Beschilderung ist nicht ganz einfach zu deuten. Es handelt sich um einen roten Pfeil, der aber an manchen Weggabelungen auch in verschiedene Richtungen weist. Man hält sich einfach immer am Fluss entlang. (Oder so nah wie möglich). Wenn der Weg endet, geht man ein paar Meter zu einer Straße und biegt rechts ab. Dann immer geradeaus bzw. der Straße (später Weg) folgen.

Es sind ungefähr 3 km von Kinsarvik bis zum Wasserfall.

Tyssedal


km 43

Wenn ich gewusst hätte, was heute auf mich zukommt, wäre ich wahrscheinlich gar nicht erst aufgestanden. 

Wir fahren nach Tyssedal, das zwischen dem Okslatunnelen und dem Tyssedaltunnelen liegt. Vom Okslatunnelen in Tyssedal ankommend führt links der Skjeggedalsvegen Richtung Ringedalsvatnet bzw. Ringedalsdammen. 

Dieser Straße folgen wir bis zu einem Schild mit dem ungefähren Wortlaut: "Befahren der Straße auf eigene Verantwortung". Wenn Sie mit einem Wohnwagen angereist sind, sollten Sie diesen hier abhängen und parken, denn die nächsten 5km "Straße" sind ein Albtraum!

Auf dem Bild sieht es ja noch relativ harmlos aus, aber die Straße ist einspurig, gerade mal so breit wie unser Wagen, hat enge Kurven (manche sind mit Spiegel ausgestattet) und rechts geht es tief in den Abgrund. Natürlich alles mit Gegenverkehr und kaum Ausweichmöglichkeiten!
Am See angekommen gibt es gebührenpflichtige Parkplätze, die fast restlos belegt sind. Aber wo sind die Leute alle?

Wir schauen uns um und entdecken die Seilbahn. Nach Begutachtung stelle ich für mich fest: Nie und nimmer!!! Sie hat ein Gefälle, wie die erste Abfahrt einer Achterbahn, ist dabei aber 600m lang!

Hat sich aber ohnehin erledigt, da sie wohl schon etwas länger außer Betrieb ist.
Neben der Bahn ist eine kleine Touristeninformation und die Dame kommt auf uns zu und drückt uns einen Flyer in die Hand. Der Weg nach oben beginnt rechts neben der Seilbahn.
Ich schaue die Dame entsetzt an, denn dieser Pfad führt steil nach oben. Die Dame winkt ab: "Der Weg ist nur auf dem 1. Stück steil und führt neben der Seilbahn her. Später wird es leichter."

Immer noch skeptisch machen wir uns auf den Weg.
Aus steil wird noch steiler. Jeder Schritt ist anstrengend.
Nach 20 Minuten möchte ich aufgeben. Das ist mir wirklich zu anstrengend. Alle paar Schritte muss ich stehenbleiben, um meinen Puls wieder runter zu fahren. Nach oben ist kein Ende in Sicht.

Reinhard findet es schade, dass ich nicht mehr weiter möchte. Ich kämpfe einen inneren Kampf. Also gut, wir gehen weiter.

Jeder sucht seinen eigenen nächsten Schritt. Und noch einen, und noch einen...
Reinhard fragt mich unterwegs mehrmals, ob wir zurück gehen sollen.

Nein, jetzt nicht mehr. Jetzt will ich es wissen. 

Aber der Berg macht mich langsam skeptisch. Immer wieder meint man, man hätte die Baumwipfelgrenze erreicht und müsse gleich oben sein und dann stellt es sich doch als Trugschluss heraus. Ich glaube langsam, der Berg hat kein Oben, er hat nur Rauf! 

Die Steine hören irgendwann auf. Aber dafür sieht der Weg jetzt so aus:
Und dann nach 2 Stunden haben wir es tatsächlich geschafft. Die Norweger bewältigen diese Strecke wie ein paar Bergziegen und haben uns natürlich überholt. Aber das ist mir egal. Ich hätte nie geglaubt, dass ich so eine Tour schaffe und bin stolz auf mich. Wir befinden uns jetzt auf 1000m Höhe.
Ab hier beginnen Wanderwege. Einer davon führt zu einem Felsvorsprung namens Trolltunga. Das reizt uns schon. Aber wir waren überhaupt nicht vorbereitet. Es war eigentlich nicht unser Plan, hier herauf zu kraxeln. Die 0,5 l Wasser sind schon längst leer und ich habe nur noch ein paar Bonbons in der Tasche.

Der Weg ist 3,5km lang und so wie es aussieht geht es hier oben recht eben weiter. Aber ohne Proviant und vor allem ohne Wasser noch einmal insgesamt 7km und dann liegt ja auch noch der Abstieg vor uns....

Wir entscheiden uns schweren Herzens dagegen. Es wäre ein echtes Highlight gewesen.
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Weitere Infos und ein tolles Bild finden Sie hier.

Nach einer längeren Pause machen wir uns auf den Rückweg. Wir benötigen ca. 1 Stunde. Der Abstieg ist schwieriger als hinauf, da man nun bei jedem Schritt genau aufpassen muss, wohin man seinen Fuß setzt. Schneller geht es jetzt nur, weil ich nicht dauernd stehen bleibe, um mich zu erholen :-)
Ich muss an manchen Stellen staunen, dass ich hier überhaupt hoch gekommen bin.

Es gibt auch Leute, die den Weg nach oben über die Seilbahnkonstruktion bewältigen.
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